Advent oder das Ankommen der Seele

Einkaufen oder Shoppen war mir immer ein Gräuel und in der Vorweihnachtszeit ganz besonders. Vermeintliche Sonderangebote und die erdrückende Vielfalt führten mich oft zur Orientierungslosigkeit und dem Gefühl einer Hilflosigkeit: Woran erkenne ich eine hilfreiche Creme? Wie wurde der Stoff und die Kleidung produziert? Wo ist das Gemüse und Obst gewachsen?
Mein Weg führt daher meist von den Händlern zu den Produzenten und Herstellern.

Verbindungen knüpfen

Heute haben viele Hersteller eine eigene Website und häufig kann man bei Ihnen direkt einkaufen oder man kann sie auf Messen oder Märkten besuchen. Man kann erfahren, wo sie ihr Handwerk gelernt haben, wie sie denken und was ihnen wichtig ist. Und wenn man das weiß, dann passt die Art zu einem oder auch nicht, aber in jedem Fall kann ich mich dann entscheiden. So haben die alten Dinge ihre Geschichte und die neu hergestellten Dinge gewinnen in der Begegnung ihren Wert und es können Verbindungen geknüpft werden.

Von der Bindekraft

Aus geknüpften Verbindungen können wir auch Kraft gewinnen. Während die Lebenskräfte der Pflanzenwelten im Winter in unseren Breiten abnehmen und äußerlich vieles eher zurückgezogen und reduziert wirkt, gelangen die Bindekräfte in den Fokus. Die immergrünen Gehölze pflegen meist eine unsichtbare Beziehung zu den Pilzen. Dabei erschließen die Pilze für die Nadelgehölze Nährstoffquellen, während er gleichzeitig Nahrung von den Nadelgehölzen bekommt. In der Pflanzenwelt geht es immer auch um kooperative Verbindungen, aus denen beide Partner Kraft schöpfen. Indem wir häkeln, stricken, weben, zeichnen, malen, töpfern, schnitzen, gärtnern backen, musizieren etc. verbinden wir meist mit einfachen Mitteln Dinge und Gedanken auf neue Weise miteinander. Wenn diese Arbeit von Herzen kommt, stärkt sie uns selbst und schenkt anderen Menschen Einsichten, Energien und Freude. Ganz anschaulich wird das Schöpfen der Bindekraft beim Kränze binden: Wir verbinden verschiedene Zweige mehr oder weniger verziert zu einem Kranz, der uns gerade in der Adventszeit als Willkommensgruß an der Tür empfängt oder mit Kerzen bestückt zur Besinnung führt.

Kranz

Der Kranz als Symbol der Unvergänglichkeit

Bei den Germanen symbolisierte der einfache grüne Kranz aus Tanne, Fichte, Zypresse, Stechpalme oder Buchs die Unvergänglichkeit der Seele. Die Seelen der Ungeborenen lebten in einem See und warteten darauf, geboren zu werden. Auch unsere Seelen warten insbesondere in einer besinnlichen Adventszeit darauf, bei Kerzenschein besonders verbindende Momente mit anderen Menschen zu erleben und zu teilen. In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine besinnliche Zeit!