Die Künstler unter den Pflanzen

Es gibt Pflanzen, die nicht nur schön blühen wie die Rosen, sondern die eine Atmosphäre der Wandlung kreieren und dabei die Schönheit wahren. Das scheint auf den ersten Blick unmöglich, aber genau diese Fähigkeit haben auch die Künstler unter uns: Sie kreieren eine Atmosphäre und fangen etwas ein, das unsichtbar aber fühlbar ist. Indem der Künstler die Dinge neu wahrnimmt und ausdrückt, wandelt er “seine Welt” und lädt ein, an seiner Lebensfreude teilzuhaben.

Wandlung der Farbe

Die Farbkünstler unter den Pflanzen sind die Hortensien. Es handelt sich meist um ein bis maximal zwei Meter hohe Sträucher. Viele von ihnen kommen ursprünglich aus Ostasien und einige aus Nordamerika und Chile. Die Hortensien (Hydrangea macrophylla) wachsen im Halbschatten oder Schatten und benötigen im Sommer viel Wasser. Ihre Blütenkompositionen erscheinen je nach Sorte rispenartig, tellerförmig oder ballrund und ihre Besonderheit ist ihr Farbspiel: Je nach Bodenbeschaffenheit beginnen sie ihr Farbspiel in kräftigem Blau (bei saurem Boden und niedrigem ph-Wert) oder Rosa (bei neutralem Boden oder höherem ph-Wert), das mit zunehmender Blühdauer dann zu violett oder altrosa wechselt, um später mehr und mehr in Richtung oliv und ocker zu enden. Gerade die gebrochenen Farben gegen Ende der Blüte haben mit der Herbstlaubfärbung und dem sanften Licht des Septembers ihren besonderen Reiz.

Die Blütenfarbe kann durch eine Düngung mit Aluminium-Sulfat (Alaun) beeinflußt werden. Während der Blütenentwicklung sorgt eine regelmäige Düngung für blaue Blüten. Die Aufmerksamkeit ist den Farbkünstlern sicher: Sie kommen nicht mit einer einzelnen Blüte daher, sondern sie haben ihre vielen kleinen Blüten gebündelt. Dabei bilden die Hortensien meist sterile große Schaublüten und kleine, eher unscheinbare fertile Blüten.

Japanische Teehortensie

Die Teehortensie oder die süße Wandlung

Neben den Zierformen gibt es auch eine Hortensienart, deren Blätter auch für einen hustenstillenden Tee verwendet werden: Die japanische Tee-Hortensie (Hydrangea serrata “Oamacha”). Die frisch geernteten Blätter der Tellerhortensie werden mit kochendem Wasser übergossen, wobei der Tee sehr lange (min 20 Minuten) ziehen muss, um sein süßes, leicht lakritzartiges Aroma zu entfalten. Bei professioneller Herstellung werden die Blätter fermentiert (getrocknet, in Wasser bei 24 °C für 24 Stunden gelegt und danach erneut getrocknet: Bei diesem Prozess färben sich die Blätter braun und setzen danach in größeren Mengen ihren Süßstoff frei). Kultiviert wird die Hortensie wie alle anderen auch: Im Frühjahr werden nach dem Austrieb alte Blütenstände entfernt und im Sommer wird regelmäßig bei Hitzeperioden gewässert.

Wandlung der Wachsblume Kirengeshoma

Wandlung der Form

Zu den Hortensiengewächsen gehört auch die Wachsglockenblume (Kirengeshoma palmata), die im Frühjahr mit ihrem skulpturartigen Austrieb begeistert und nun von Ende August bis in den September hinein ihre zahlreichen gelben wachsartigen Glöckchen im Halbschatten öffnet. Und danach hat sie noch eine Überraschung parat: Ihre rötlich pupurnen Früchte mit ihren drei Fühlern wirken wie außerirdisch und stehen in lebhaften Kontrast zu den im Oktober dann gelb werdenden Blättern. Der optimale Zeitpunkt für eine Pflanzung liegt im Frühjahr und der Austrieb sollte vor Schnecken geschützt werden. Dann kann sie bereits im Sommer mit ihrem ahornartigen Laub so manche Stelle im schattigen Teil unseres Gartens begrünen und auf ihre Weise wandeln.

Wandlung der Wachsblume Kirengeshoma

  • Hortensien lieben sauren und feuchten Boden im Schatten.
  • Die japanische Hortensie wird auch als Tee verwendet.
  • Auch im Schatten wachsen ausdrucksstarke Pflanzen.