Eine besondere Zeit

Die Zeit zwischen der Wintersonnenwende und dem 6. Januar ist eine besondere Zeit. Sie ist in unserer Kultur geprägt von einer äußeren Ruhe und dem weitgehenden Verzicht auf die geschäftige Tätigkeit des Alltags. Es ist die einzige Zeit im Jahr, zu der viele Menschen gemeinsam feiern, zusammen oder zur Ruhe kommen. Es breitet sich in den Straßen und Häusern Ruhe aus. Indem wir uns nach Innen wenden, können wir beginnen, loszulassen, uns innerlich zu sammeln und unsere innere Balance zu finden. Die “dunkle” Zeit fordert uns darüber hinaus auf, unsere Zeit und unsere Energien weise zu nutzen.

Pendel zwischen Nähe und Distanz

Der Mond als der Impulsgeber für Wachstum ist aufgrund seiner elliptischen Umlaufbahn und seinem komplexen Rotationsmechanismus mal der Erde nah (Perigäum und im Mondkalender P) und mal von der Erde weiter enfernt (Apogäum A). Wenn der Mond der Erde nah ist, dann wirkt seine Gravitationskraft stark und wenn Nähe und Vollmond zusammentreffen, dann ist diese Kraft auch am Himmel zu sehen! Der nächste “Supermond” (er wirkt deutlich größer als normal) ist am 21. Januar 2019 vormittags auf dem Weg zur Arbeit sichtbar. Diese Kraft kann auch uns wieder beflügeln und beleben. In der “dunklen” Zeit können wir nun in Ruhe unser inneres Moment zwischen Nähe und Distanz ausgleichen. Wenn wir eher die Nähe lieben und offen sind, können wir uns üben, auch “Nein” zu sagen, uns mit einem Buch zurückziehen und uns abgrenzen. Wenn wir aber längere Zeit auf Distanz gegangen sind und uns zurückgezogen oder in die Arbeit gestürzt haben, ist es and der Zeit, wieder in Kontakt mit anderen zu kommen und den intensiven Austausch mit Freunden und der Familie zu suchen.

Bewegung zwischen Freiheit und Sicherheit

Im Winter, wenn es richtig friert, und sich auf dem See eine feste Eisdecke gebildet hat, dann erscheint die Natur starr und die Pflanzen tot. Die Pflanzen überleben, weil sie das Wasser in ihren Zellen mit einem Frostschutz versehen. Die im Herbst begonnene Produktion und Einlagerung von verschiedenen Stoffen, wie z. B. Zucker, sorgt dafür, dass das Wasser in ihnen nicht gefriert und die Zellen weiter leben. Alles, was die Pflanzen nicht vor Frost schützen können, müssen sie loslassen: Es sirbt ab.
Der Schutzmechanismus der Laubbäume führt zu einem ausgeprägten Rhythmus zwischen einer Vegetations- und Ruheperiode. Unser Leben mit seiner oft geregelten Arbeitszeit ist für viele von uns eher gleichförmig und oft stressig. Wir gewinnen aber dadurch Sicherheit und gleichen den Streß in unserem Zuhause mit einem Gefühl von Geborgenheit aus. Ein ausgeprägter Rhyhmus mit mehr Freiräumen setzt hingegen Vertrauen voraus. Wir müssen vertrauen, dass wir Zeiten der “Dürre” oder “Kälte” mit der Bereitschaft zum Minimalismus und dem Loslassen überleben, um danach wieder voller Lebendigkeit durchzustarten. Auch um Glück zu erleben, brauchen wir Offenheit gegenüber Neuem und das finden wir meist jenseits der “Komfortzone” und Gleichförmigkeit. Jeder darf seinen eigenen Weg zwischen Freiheit und Sicherheit immer wieder neu “ausbalancieren” und sollte die eigenen Ressourcen dabei im Blick haben.

Mistel

Balance zwischen Einzigartigkeit und Zugehörigkeit

Die Mistel ist weder Baum, noch Strauch. Sie lebt in den Wipfeln der Bäume und lebt gleichzeitig von ihnen. Sie ist ein Halbschmarotzer, der zwar mit seinen grünen Blättern Photosynthese betreibt, seine sonstigen Nährstoffe und das Wasser aber von seinem Wirt anzapft. Bei den Kelten galt die Mistel als das weibliche Prinzip und viele Bäume wurden dem männlichen Prinzip zugeordnet. Die Mistel ist immergrün und einzigartig in ihrer Gestalt und doch immer mit einem Baum zusammen verbunden. Sie ist nur lebensfähig in der Verbindung zu ihrem Wirt.
Wenn wir unsere Einzigartigkeit leben wollen, dann müssen wir sie unterstützen und nicht als Energieräuber und unnötig abtun. Wir sind beides: Der Baum und die Mistel: Wir brauchen das Gefühl und die Stärke der Zugehörigkeit und auch die geordnete Struktur, um zu überleben, aber wir brauchen auch Raum in uns selbst für die Einzigartigkeit und die Schönheit der Mistel. Wenn wir beide Elemente in uns selbst harmonisch gestalten, werden wir innerlich gelassen und “weise”.

Ich wünsche allen Frohe Weihnachten, besinnliche Tage mit ein wenig Ruhe zur inneren Einkehr und einen guten Start in das Neue Jahr 2019! Hier geht es am 6. Januar mit “neuer Energie” weiter und ich freue mich auf Besuche in meinen Pflanzenwelten und sage DANKE für Euer Interesse und Eure Kommentare!