Fragile Globalisierung

Kurze und kalte Tage wecken in uns manchmal die Sehnsucht nach Wärme und tropischen Räumen der Fülle.
Unter den tropischen Früchten ist die Banane von weltwirtschaftlicher Bedeutung und in Deutschland nach den Äpfeln die beliebteste Frucht. Die Kultur der Obst- und Kochbananen offenbart aber durchaus ihre Schattenseiten. Die Banane ist gegenüber Schädlingen sehr empfindlich und die soziale und ökologische Situation in den Anbauländern angespannt.

Ursprünglich sind die Bananen in Südostasien zuhause. Heute werden sie in vielen tropischen Regionen der Erde kultiviert. Neben dem Anbau durch Kleinbauern für die regionale und Eigenversorgung, werden die Bananen für den Export in Großplantagen angebaut. Sie kommen überwiegend aus Equador, Costa Rica und Kolumbien zu uns.

Unsere Bananen haben keine Samen!

Im Handel kennen wir nur die kultivierten Obstbananen, deren Früchte ohne Samen innerhalb von drei Monaten heranwachsen. In der Mitte der Banane entdecken wir kleine schwärzliche Punkte, die die Überbleibsel der Samen sind. Die gezeichneten ca. 0,5 cm großen Samen sind die Samen der japanischen Faserbanane, die neben vielen anderen wilden Bananen Samen ausbilden. Aufgrund der samenlosen Kultur werden die Bananen seit mehr als 100 Jahren nur vegetativ über “Ableger” oder Schößlinge vermehrt. Dadurch konnten sich die Bananen an die Entwicklung der Schädlinge in ihrem Erbgut nicht anpassen und sind gegenüber Pilzerkrankungen und Schädlingsbefall sehr anfällig. Jährlich ist in Großplantagen ein hoher Einsatz an Pflanzenschutzmitteln erforderlich, um die fehlende Regulation auszugleichen. Nur gegen die Pilzerkrankung, die sogenannte Panamakrankheit, gibt es kein Mittel. Wird eine Region befallen, so ist über viele Jahre kein Anbau möglich.

Banane

Wir können uns tropisches Flair in unseren Wintergarten oder Garten holen:
Die japanische Faserbanane, Musa basjoo, ist unempfindlich gegen kühle Temperaturen und kann in wärmeren Regionen in Deutschland mit Winterschutz überstehen. Sie wird 2 bis 3 m hoch.

Wie geht Ökonomie, Ökologie und Soziales zusammen?

Ökologische Aspekte werden von den Wirtschaftsunternehmen dann aufgegriffen, wenn sie einen Kostenfaktor darstellen: Wenn die Preise für Pflanzenschutzmittel zu hoch sind oder die Umweltauflagen streng sind oder Verbraucher über Verbraucherschutzorganisationen auf politischer Ebene Druck ausüben, wird es zu einer nachhaltigen (gesunden) Wirtschaft kommen. (Es gibt leider kein Preisschild, das Herstellungskosten, Umweltkosten und soziale Kosten auflistet, dann wären die Bananen schon jetzt sehr teuer). Auf der sozialen Ebene sind die Arbeitsbedingungen und die Löhne auf den Großplantagen schlecht, so dass eine Existenzsicherung häufig für viele Menschen in Gefahr ist. Die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer gegenüber den großen Akteuren aus der Wirtschaft ist völlig aus der Balance. Fair trade Maßnahmen und Kennzeichnungen sind ein wichtiger Anfang. Die Absatzentwicklung von Fairtrade Bananen ist in den letzten fünf Jahren von 20 000 t auf 90 000 t gestiegen. Wir können auch Institute, die sich um faire Bedingungen kümmern, unterstützen.

… und es ist möglich!

Heute wird in führenden Forschungslabors intensiv daran gearbeitet, mit gentechnischen Methoden widerstandsfähige Pflanzen gegen Pilze, Viren und Nematoden zu gewinnen. Dadurch könnte die Umweltbelastung durch Pflanzenschutzmittel drastisch reduziert und Ernteschwankungen verringert werden. Wenn man gentechnische Methoden ablehnt, kann man auch Verzicht üben oder in Zukunft möglicherweise regionale Produkte erwerben.

Schon jetzt ist es in dem niederländischen Forschungszentrum der Universität Wageningen gelungen, Bananen unter Glas zu kultivieren und dabei auf Krankheitsbekämpfung ganz zu verzichten und das Nahrstoffangebot zudem zu optimieren.
Die ersten Gewächshausbananen in Kakao- und Steinwollsubstraten kultiviert, werden in Kürze regional zum Verkauf angeboten. Vorstellbar ist, die Produktion auszuweiten und mehrere Sorten anzubauen.

Samen bedeuten Möglichkeiten: Wir können das Rad nicht zurückdrehen und wir müssen uns mit den technischen Möglichkeiten auseinander setzen und sie einsetzen, um unsere Umwelt nachhaltig zu stärken. Für jeden Einzelnen von uns geht es um Fairness, das Bemühen um regionale Vielfalt und darum, ein bisschen achtsamer zu werden.

Manchmal gibt es keine einfachen Lösungen.

  • Ökonomie, soziales und ökologisches Handeln in Einklang zu bringen ist eine große Herausforderung.
  • Regionale Produkte verwenden oder Verzicht zu üben sind Möglichkeiten neben der weiteren Technisierung
  • Fair trade zu unterstützen ist ein Anfang!