In der Zeit des Advent sind wir häufig bemüht, unsere Alltagswelt ein wenig zurück zu drängen. Neben der Atmosphäre der Weihnachtsmärkte können uns auch ein paar pflanzliche Inspirationen öffnen und zu neuen Einsichten führen. Manchmal hilft ein genaueres Hinsehen und oft kommt eine Klärung auf ganz unscheinbare Weise zu uns.
Heilig
Heilig bedeutet das Ganze wahrnehmen und das ist heilsam. Die heiligen Pflanzen sind meist auf den ersten Blick unscheinbar. Wir nehmen die Mistel meist erst im Winter wahr, wenn die Bäume ihr Laub verloren haben. Der Winter lädt uns dazu ein, das Unscheinbare zu betrachten, weil alles auf das Wesentliche reduziert wird. Das heilsame der Mistel liegt für uns in ihrer wachstumshemmenden Wirkung. Sie verhindert beim Baum entartetes Pflanzenwachstum und kann auch bei uns krebshemmend wirken. Wir brauchen neben Wachstumsimpulsen auch manchmal “Hemmer”, um ganz, heil und im Gleichgewicht zu bleiben.
Der zweite Blick
Der Holunderstrauch, auch Hollerstrauch genannt, wird in unserer Kultur mit Frau Holle in Verbindung gebracht. Das Märchen von Frau Holle zeigt uns, dass Fleiß und die gewissenhafte Arbeit belohnt werden. Häufig sieht man die “fleißigen Bienen” unter uns erst auf den zweiten Blick. Auch die Kraft und Stärkung des Holunders nehmen wir oft nicht wahr. Die Beeren, die sich nach der Blüte im Frühjahr entwickeln, schenken uns den Holundersaft, der uns mit seinen antibakteriellen und antiviralen Kräften zuverlässig im Herbst und Frühjahr stärken kann.
Klärung mit Pflanzen
Die meisten heiligen Pflanzen sind kleine Kräuter mit oft winzigen Blüten und gedrungenem Wuchs. Die Ansprüche sind eher bescheiden: Viele Kräuter wachsen auf Schotter, am Wegesrand oder im sunmpfigen Boden. Der Schachtelhalm klärt, indem der verdichtete und saure sumpfige Boden gelockert und gewandelt wird. Der Wegerich hilft unseren Füßen am Wegesrand, die Brennnessel klärt unser Blut, der Wermut macht uns mutig, die Schafgarbe führt uns zur Balance und die Gänseblümchen bereichern unseren Salat. Sie alle sind fast überall zuhause. Auch das Eisenkraut bevorzugt einfache Bedingungen und war früher eine bedeutende Heil- und Orakelpflanze bei den Kelten. Manchmal muss man einfach das Orakel befragen, um den eigenen Weg klar zu erkennen!
Das Heilige ist die Fähigkeit, unwirtliche Lebensbedingungen in Leben zu wandeln.