Knollenwachstum

Draußen wird es langsam ungemütlich und alles Leben hat sich zurückgezogen. Nach der Ernte ist im Garten weitgehend Ruhe. Damit es im Frühjahr zeitig zu blühen beginnt, werden jetzt noch bis zu den Nachfrösten die Zwiebeln und Knollen der Frühjahrsblüher gesetzt. Die Knollen der Alpenveilchen, die aus Persien zu uns gekmmen sind, sind den Sommer über im Gewächshaus zu blühenden Zimmerpflanzen herangewachsen und viele Hazinthenzwiebeln werden bereits in Gläsern angetrieben und verkauft.

Gegenläufige Entwicklung

Damit wir im November und Dezemeber blühende Alpenveilchen haben, müssen sie bereits im Januar ausgesät werden. Die Kultur der Alpenveilchen ist heute fast in Vergessenheit geraten. Das im Winter blühende Veilchen wird gerade wieder neu entdeckt und in Szene gesetzt. Ursprünglich wurden die Zimmerpflanzen in den kühlen nicht beheizten Räumen der Wohnungen am Fenster kultiviert und viele Züchter haben vielfältige Variationen geschaffen. Mit unserer modernen Zentralheizung und dem sich wandelnden Lebensstil galt das Alpenveilchen lange Zeit als “Omapflanze”. Einige Zuchtformen, insbesondere die kleinen Variationen, sind heute wieder gefragt, weil sie mit den wärmeren Temperaturen besser klar kommen. Das Alpenveilchen wird nach der Blüte oft weggeworfen, obwohl ein Aufenthalt im Garten ab dem September wieder zu einem neuen Austrieb aus der Knolle führen würde. Die Ruhezeit des Alpenveilchens in seiner gezüchteten Variation ist genau gegenläufig zu unserer Vegetation im Garten und schafft uns eine kontinuierliche Blütenfülle bis in den Winter hinein.

cylamen persicum

Überraschungen mit Vorlauf

Das Geheimnis oder besser ein Geheimnis des Gärtnerns liegt in dem Glauben und der Hoffnung auf Wachstum allen widrigen Umständen zum Trotz. Wenn wir jetzt die kleinen Knollen des Winterlings, der Krokusse oder Schneeglöckchen in die Erde legen, dann warten nicht nur wir, sondern auch die Knollen ab bis mit der Frühlingswärme wieder Wachstum möglich ist. Wir können im Garten vorbereiten, Pflanzen auswählen und sie setzen, aber wir können sie nicht kontrollieren. Die Kontrolle müssen wir abgeben und vertrauen setzen, dass im Frühjahr neues Leben aus der Erde hervorkommt. Natürlich gibt es da auch Überraschungen: Manche Knollen verfaulen in der Erde, andere werden von Nagern weggeholt oder verschleppt. Sie treiben dann an ganz anderen Stellen aus als wir das geplant haben. Viele Knollen und Zwiebeln vermehren sich stark, so dass ganze Blütenteppiche im Frühjahr unser Auge erfreuen. Gleichzeitig stellen die Frühlingblütler die erste Nahrungsquelle für die Wildbienen dar.

Winterling

Vorzeitige Entwicklung

Manchmal können wir eine Entwicklung gar nicht erwarten. Wir wünschen uns schon etwas vor der eigentlichen Zeit. In der Gartenkultur gibt es die Treiberei der Tulpenzwiebeln im Frühjahr, einzelner Blütenzweige im Februar und auch der Hyazinthen. Bereits jetzt werden die Hyazinthenzwiebeln in Glasgefäßen angeboten. Feine weiße Wurzeln sind im Glas sichtbar, während sich aus der Zwiebel langsam die Blätter und der Blütenschaft in die Höhe schieben. So können wir schon im Winter auf der Fensterbank die Hyazinthenblüten des Frühlings erleben und den sinnlichen Duft genießen. Es geht uns dabei nicht immer um den Konsum, sondern auch um die Vorfreude auf das, wonach wir uns sehnen. Ein weiteres Motiv ist das Erinnern und damit das Bewahren der Schätze aus unserer Vergangenheit. Mit dem Duft können wir unser unbewußtes Erleben direkt aktivieren, beleben und mit neuen Erfahrungen verbinden.

Hyazinthenentwicklung

  • Welche Entwicklungen wollen wir beschleunigen?
  • Wenn wir Kontrolle aufgeben, können wir mehr Überraschungen erleben! Sind wir dazu bereit?
  • Wo handeln wir entgegen gängigen Erwartungen?