Pflanzenschnitt oder die Veränderung

In der Natur wachsen die Bäume je nach Lichterhalt zunächst in die Höhe. Auch nach dem Kronenansatz mit zunehmender Verzweigung wachsen die einzelnen Äste raumgreifend in die Länge. Gleichzeitig werden sie von Jahr zu Jahr dicker, was wir an den Jahresringen beim Schneiden eines Astes sehen können. Ein Baum wächst aber nicht unbegrenzt in die Höhe und Weite. Irgendwann stellt er sein Längenwachstum ein. Nun werden die einzenen Zweige nur noch dicker: Der Baum geht in die Breite. Äste senken sich ab und manchmal werden sie auch vom Baum abgeworfen, wenn sie abgestorben sind. Viel später stirbt dann die Hauptachse des Baumes und irgendwann erlischt dann sein Leben. Da die meisten Bäume sehr viel älter werden als wir, nehmen wir die Verwandlung der Bäume nicht wahr.

alte Platane

Wir leben in einer Welt der kultivierten Natur. Unser Thema ist daher nicht die Betrachtung oder Begleitung einer Wandlung, sondern meist die aktive und gezielte Veränderung. Im besten Fall wird vor der unumkehrbaren Veränderung genau analysiert und diese dann professionell begleitet. In der Regel findet sie aber meist “willkürlich” statt und muss im Notfall dann hinterher sanft korrigiert und “aufgefangen” werden.

Im Herbst und im Frühjahr werden häufig Sträucher und Bäume beschnitten und damit aktiv verändert.

Beim Pflanzenschnitt kann ein Fachkundiger helfen, den richten Zeitpunkt zu wählen und fachrecht zu arbeiten. Damit fördern wir die Gesundheit und Schönheit unserer Pflanzen.

Der Pflanzenschnitt hat drei wesentliche Funktionen: Er dient der Begrenzung von Wachstum, der Regulation zwischen Batt- und Blütenanlage und der Verjüngung. Und natürlich werden jedes Jahr viele Bäume gefällt, um den Bedarf an Holz zu decken.

Begrenzung

Kleine Gärten, wenig Raum und der Wunsch nach Sichtschutz zwingen zu schmalen, möglichst immergrünen Hecken, die schnell wachsen und dicht sein sollen. Da ist auf Dauer meist zweimal im Jahr der Heckenschnitt unvermeidlich. Kirschlorbeer und Hainbuche werden häufig verwendet und sie wachsen sehr stark. Weniger Schnitt ist bei Ligusterhecken oder bei der Berankung von hohen Zäunen durch Efeu zu erwarten. Wenn entsprechend Raum da ist, sind natürliche Hecken aus verschiedenen wilden Sträuchern wie Weißdorn, Schlehe etc. die Wahl, um Bienen und Vögeln unsere Unterstützung anzubieten. Auch bei wenig Platz können wir etwas für Bienen und Vögel tun: Statt Gehölze können wir Stauden pflanzen, die viel weniger Platz brauchen.

Regulation

Je nach Gehölz blühen und fruchten die Pflanzen mal am einjährigen oder auch am mehrjährigen Zweig. Um regelmäßig viele Blüten und dann auch Früchte zu haben, wird durch einen geeigneten Schnitt regulierend eingegriffen. Dadurch wird der Strauch in seiner Größe in Grenzen gehalten und blüht gleichmäßig und zudem fallen jetzt im Februar ein paar Zweige für unsere Vase ab und wir können schon die vorgezogene Blüte genießen. Wer wenig schneiden und regulieren will, der kann bei der Pflanzenauswahl auf Sträucher und Kleingehölze zurückgreifen, die langsam wachsen und keinen Schnitt brauchen. Dazu zählen u.a. die Sternmagnolie, die auch auf dem Balkon wächst, oder die Felsenbirne, die mit ihren Beeren für unsere Vögel interessant ist.

Verjüngung

Die Sträucher und Bäume sind genauso wie wir einem Alterungsprozess unterworfen. Die überwältigende Zahl an Gehölzen, die wir in unseren Gärten anpflanzen, sind Züchtungen. Unsere kultivierten Pflanzen haben meist besonders große Blüten oder viele große Früchte oder eine besondere Färbung der Blätter. Mit zunehmendem Alter nimmt die Anzahl der Blüten und die Wüchsigkeit insgesamt ab und dies ist bei den Züchtungen schon nach ein paar Jahren der Fall. Tote und alte Äste können oft entfernt werden. Damit regen wir das Wachstum neuer Zweige an. Zusätzlich können Bäume ausgelichtet werden und manche Sträucher können radikal zurückgeschnitten werden und treiben dann erneut kräftig durch. Es gilt auch hier wie bei der Regulation die jeweilige Besonderheit der einzelnen Art und Persönlichkeit zu beachten.

Pflanzenschnitt

… und wieder mehr zur Wandlung

Die Wandlung ist nachhaltiger und natürlicher und die sanfte Veränderung in jedem Fall eleganter als eine Veränderung aus einer Not oder Laune heraus. Auch für uns selbst gilt: Weniger Fehlkäufe und weniger Reparatur und Korrektur sind möglich, wenn wir erkennen und anerkennen, was wir können und wo unsere Grenzen sind und uns rechtzeitig eine fachkundige Beratung wählen. Die Mehrkosten einer Beratung sind häufig sinnvoll, wenn sie uns Zeit, laufende Kosten und Reparaturen spart und das Altern als Wertsteigerung mit ein”plant”.

Auch für uns selbst kann ein guter Rat helfen:

  • Grenzen zu erkennen und die Grenze als Chance zu sehen
  • die Fähigkeit zur Selbstregulation oder Antworten auf die Frage: Was können wir tun? zu finden
  • die Herausforderungen anzunehmen anstatt zu versuchen, sie zu umgehen