Stabilisierende Pflanzen

Was hält uns eigentlich gefangen? Und wie können wir uns aus dem Gefängnis befreien? Die Formen des Festhaltens und der Freiheitsberaubung sind oft subtil und als solche auf den ersten Blick kaum zu erkennen und uns meist nicht bewusst. Es gibt so viele Fallen und wir tappen in sie vor allem dann, wenn wir geschwächt oder “verführt”, gewissermaßen magisch angezogen werden. Diesen unsichtbaren Gefängnisaufenthalt oder Hexenkessel gibt es im Pflanzenreich ganz konkret.

Der gefleckte Aronstab, Arum maculatum, blüht im April und Mai im Untergehölz der Wälder und sieht mit seinen weißen Hochblättern interessant aus. Gegen Abend verströmt er für Fliegen einen angenehmen Duft und wird für sie zur Falle. Der bräunliche Stab kann sich richtig aufheizen und wie die Duftlampen auf unserer Fensterbank seinen Duft verströmen. Die Landung auf dem glatten Hochblatt wird für die Fliegen zur Rutschpartie und sie landen so auf dem Grund des Kessels. Die Pflanze hofft natürlich, dass die Fliege bereits bei einer anderen Pflanze ihrer Art gefangen war und nun genügend Pollen mitgebracht hat, um ihre weiblichen Blüten, die sich unten am Stab befinden, zu bestäuben.

Beim Versuch, der Falle wieder zu entkommen, fallen die Fliegen und Mücken immer wieder auf den Grund zurück. Dafür sorgen die glatte Kesselwand und die Sperrborsten. Am Boden quillt Nektar aus verschiedenen Poren und stärkt die gefangenen Insekten. Über ihnen öffnen sich dann die männlichen Blüten und stäuben die Insekten richtig ein. Gleichzeitig wird dann die Wand des Kelches rauh und die Sperrborsten senken sich. In den frühen Morgenstunden können die Insekten gestärkt und mit Pollenfracht beladen die nächste aufgeheizte Blüte ansteuern,,,

Kesselfalle Arum maculatum

Der Aronstab selbst schützt sich durch seine Gifte. Er ist mit seinen Alkaloiden und Saponinen sowie dem Calciumoxalat sehr giftig für Tiere und Menschen. Kinder sind hier gesondert zu warnen. Während er heute als Giftpflanze gilt, wurde Arum maculatum früher in Volksmedizin bei entzündlicher Scheimhaut, also bei Heiserkeit, Schnupfen, Broncialkatarrh usw., angewandt. Verwendet wurde die Wurzel. Heute wird nur in der Homöopathie von ihrer Heilwirkung Gebrauch gemacht. Es gibt aber eine Reihe anderer Heilpflanzen bei Erkältungen.

Pflanze Heilwirkung Anwendung
Echinacea purpurea, roter Sonnenhut immunstärkende und symptomlindernde Wirkung Tee, Saft der Blätter
Thymus vulgaris, Thymian immunstärkend sowie schleimlösend Tee und Extrakt des Krautes
Sambucus nigra, Holunder immunstärkend und schweißtreibend bei Fieber Tee und Saft
Tilia platyphyllos, Sommerlinde entzündungshemmend, krampflösend Tee aus Lindenblüten
Salvia officinalis, Salbei entzündungshemmend und desinfizierend Tee der Blätter

Bevor uns eine Erkältung “überfällt”, haben wir meist schon auf andere Art und Weise “die Nase voll”. Vielleicht versuchen wir selbst wie die Fliegen in der Kesselfalle aus einer Situation herauszukommen und haben dabei schon viel Energie verbraucht. Möglicherweise ärgert uns auch, dass wir wie die Fliegen von einer Falle zur nächsten Falle tapsen, ohne wirklich etwas zu ändern oder ändern zu können.

Aus der Sicht des Aronstabs betrachtet gehen wir gestärkt aus einer Situation hervor, wenn wir auf uns aufmerksam machen können (Duft und auffallende Hochblätter), am besten einen “Plan” haben und uns selbst schützen können (giftige Inhaltsstoffe).

Und natürlich bedeutet unsere eigene Stabilisierung eine Veränderung. Vielleicht weniger Harmonie und ein bischen mehr “dicke Luft”. Für besonders gute Luft im wörtlichen Sinne sorgt hier das Einblatt, Spathiphyllum, oder die Efeutute, Epipremnum.

Spathiphyllum, Einblatt

weitere Anregung zu stabilisierenden Pflanzen:
Stabilisierende Pflanzen - Stabilizing plants
Pflanzenposter mit Pflanzenillustrationen und Kurztexten