Was sind Neophyten?

Um ehrlich zu sein, ich kannte sie nicht: Die Kermesbeere. Sie ziert das Monatsblatt August meines Mondkalenders und fällt mit ihren zahlreichen schwarzen Früchten von August bis September auf. Verschiedene Arten sind in Amerika und Asien heimisch, jedoch keine in Mitteleuropa. Dennoch taucht sie jenseits der botanischen Gärten als ungebetener Gast in Süddeutschland auf. Sie hat sich als Neophyt eingebürgert.

Was sind Neophyten?

Unter dem Begriff Neophyhten, wörtlich übersetzt neue Pflanzen, verstehen wir Pflanzen, die nach der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus um 1492 hier hergekommen sind und natürlicherweise vorher nicht vorkamen. Das Datum wurde gewählt, weil in dieser Zeit der schon bestehende Handel nochmals intensiviert wurde. Für Deutschland gibt es eine Liste von 328 Pflanzenarten und dazu gehören auch der Flieder, das wohlriechende Veilchen oder die Rosskastanien. Die Linie ist etwas willkürlich gezogen, weil schon lange vor dieser Zeit viele Pflanzen aus Asien zu uns gekommen sind.

viola rosskastanien und flieder

Etwas die Hälfte der Neuankömmlinge wurden absichtlich als Kultur-, Heil- oder Nutzpflanzen als auch als Zier- und Gewürzpflanzen eingeführt. Ob sich eine Art letztlich durchsetzt, hängt von der Konkurrenz, ihren Eigenschaften und dem Standort ab. Die zufällig zu uns gekommenen Pflanzen findet man häufig an Bahnstrecken oder im Bereich von Häfen und Industrieanlagen, wo die “blinden Passagiere” dann keimen und ihr Glück versuchen.

Manchmal werden die Neuankömmlinge zum Problem, indem sie andere Pflanzen verdrängen. Diese invasiven Pflanzen sind aber die Ausnahme.

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Die Kermesbeere

Die Kermesbeere ist vor allem in Weinbaugebieten zu finden. Ihr wasserlöslicher Farbstoff (Phytolaccarot) der Beeren wurde aufgrund seiner intensiven rötlich schwarzen Farbe als Färbemittel für Weine und Liköre verwendet. Aufgrund des nachgewiesenen Giftgehaltes in Wurzeln, Blättern und deutlich geringer in unreifen Beeren wird die Pflanze heute nur in der Homöopathie eingesetzt. Mit ihrem Giftcocktail bestehend aus Phytolaccagenin, Lektinen und Oxalsäure ist die Pflanze wunderbar vor Freßfeinden geschützt. Für Menschen und Tiere kann es bei Verzehr zu erheblichen Vergiftungserscheinungen kommen. In der Homöopathie wird die Kermesbeere (Phytolacca americana) häufig bei Brustdrüsenentzündungen während der Stillzeit sowie bei grippalen Infekten verwendet.
Der getrocknete und zu Pulver verriebene Samen wird erfolgreich gegen Schnecken eingesetzt.

Heilkräfte aus der Begegnung mit Neuem:

  • Staunen und Freude an neuen Begegnungen und Impulsen
  • In der europäischen Kultur sind wir geprägt durch Offenheit
  • Wie passt Neues in unser Leben hinein?
  • Mit der Annahme des Neuen brauchen wir die Balance zum Alten