Zufällige oder gezielte Veränderung?

Es wird viel in den Medien über genmanipulierte Pflanzen gesprochen. Worin bestehen eigentlich die Probleme?

Alles Leben ist letztlich eine dynamische Bewegung der Energiezufuhr, die dann zur Selbstorganisation und Fortpflanzung verwendet wird. Eine Veränderung der bestehenden Bewegung wird sich immer dann durchsetzen, wenn dadurch die Zufuhr an Energie oder die Selbstorganisation sowie die Fortpflanzung erleichtert oder beschleunigt wird.

Die Pflanzen haben sich im Laufe der Evolution immer verändert und sich damit an ihre Umgebung angepasst. Meist erfolgte eine Veränderung zufällig.

Die Züchtung und der Zufall
Schon seit Jahrhunderten haben die Menschen Pflanzen gezüchtet. Dabei haben sie Bedingungen geschaffen, unter denen eine zufällige Veränderung wahrscheinlicher ist und diese zufällige Veränderung im Weiteren ausgewählt.
Allgemein spricht man bei einer zufälligen Veränderung des Erbgutes von Mutationen und der darauf folgenden Auswahl von Selektion. So sind im Hinblick auf Ertrag und Farbe, auf Wuchsform und Widerstand gegen Krankheiten unzählige Pflanzenarten in verschiedenen Variationen, den Sorten, entstanden und vermarktet worden.
Der Zufall, mathematisch gesprochen ein fehlender funktionaler Zusammenhang oder juristisch was nicht durch Handlungen oder Handlungspflichten gesteuert werden kann, entlastet. Wenn eine Veränderung in letzter Konsequenz zufällig auftritt, dann ist niemand für Fehler oder problematischhe Auswirkungen verantwortlich zu machen. Wenn positive Neuerungen auftreten, dann können sie als “Wunder” gefeiert werden.

Zufall oder mit Ziel

Das Genomeditierverfahren und die gezielte Veränderung
Schon seit einigen Jahren werden im Bereich der Gentechnik jedoch ganz andere Verfahren als die Bestrahlung einer Pflanze eingesetzt und dazu ist aktuell am Europäischen Gerichtshof am 25. Juli 2018 ein Urteil gefallen (ECL1:EU:C:2018:583 curia.europa.eu).
Auslöser ist das im Jahr 2012 erstmals gezeigte Verfahren der sogenannten Genschere. Dabei wird eine ursprünglich von Bakterien zur Abwehr von Feinden entwickelte Genschere mit dem Namen CRISPR-Cas 9 mit Hilfe einer programmierten Führungs RNA dazu benutzt, eine vorher explizit festgelegte Sequenz der DNA anzusteuern und durchzuschneiden. Bestimmte Gene können so durch andere ersetzt werden oder einfach ausgeschnitten werden oder einfach zusätzliche Gene hinzugefügt werden. Es findet dabei eine gezielte Veränderung des Erbgutes statt. Dieses Verfahren funktioniert sowohl bei Pflanzen als auch bei Tieren und würde wahrscheinlich auch beim menschlichen Genom funktionieren.
Nach der Entschlüsselung des Erbgutes können nun gezielt Erbkrankheiten, Herbizid- und Trockenheitsresistenz etc. beeinflusst werden und dies kann vorteilhaft sein unter der Voraussetzung, dass die genetisch veränderten Pflanzen weder dem Menschen noch der Umwelt schaden. In Europa gilt nun, dass die Anwendung dieser Verfahren genetisch veränderte Organismen erzeugt, die nur dann verwendet werden dürfen, wenn die neuen Sorten nachweislich als sicher eingestuft werden können.
Die Genschere oder das Genomeditierverfahren und die gentechnisch veränderten Pflanzen werden derzeit schon in anderen Regionen der Welt eingesetzt und es findet sowohl in Asien als auch in Amerika verstärkt auf diesem Gebiet Forschung statt. Die Pflanzen Soja, Mais, Baumwolle und Raps werden in den USA, Brasilien, Argentinien, Kanada und Indien bereits angebaut.

Mit jeder gezielten Veränderung wächst die Notwendigkeit der moralischen Verantwortung und es steigt zudem das Mißbrauchspotential. Inwieweit langfristig eine regionale Begrenzung der Anwendung in einer globalen Welt aufrecht gehalten werden kann, wird sich zeigen. Wie einem möglichen Mißbrauch durch weltweit agierende Konzerne Einhalt geboten werden kann, ist eine weitere Frage. Es ist in jedem Fall notwendig, sich mit dem gezielten Veränderungspotenzial auseinanderzusetzen.